Morgens um 6 Uhr klingelt der Wecker von Hans-Herrmann Strahlendorf. Der Fahrer des Lilienthaler Transport- und Logistik-Dienstleisters Behrens Transporte hat kein Problem damit, aus den Federn zu kommen. Anziehen, waschen und schnell etwas Ordnung ins Fahrerhaus bringen, schon ist der 52-Jährige einsatzbereit.
Die Nacht hat er in seinem Lkw vor dem Papierlager des Verlages verbracht. Auf dem Trailer stehen 20 Rollen sorgfältig gesichertes Zeitungspapier, die er schon am Vorabend aus Lübeck geholt hat. Jede Rolle wiegt knapp über 1,1 t, was zusammen rund 23 t macht.
Ganzheitliche Logistik
“Anti-Rutsch-Matten, Gurte und Kantenschützer sind bei uns Standard, wenn wir die Rollen stehend transportieren”, betont der Inhaber der Firma, Martin Behrens. Der Unternehmer kennt sich bestens aus mit dem empfindlichen Transportgut Papier. Sein Unternehmen fährt bereits seit vielen Jahren für die BRETAG und führt seit 2007 nicht nur die Transporte durch, sondern ist auch für die gesamte Papier-Lager-Logistik des Verlages verantwortlich. Im Klartext: Er und sein Team müssen sowohl dafür sorgen, dass jederzeit genügend Rollen auf Lager liegen, als auch die “letzte Meile” bis an die Druckmaschinen gewährleisten. Ist auf den ersten Blick banal, setzt aber einen komplexen logistischen Prozess voraus. Komplex, weil mit zahlreichen Sorten und Formaten gearbeitet wird, die dazu von unterschiedlichen Lieferanten kommen. Komplex aber auch, weil sich das Papier akklimatisieren muss, bis es verarbeitet werden kann. Last but not least sind die benötigten Mengen eine Herausforderung.
300 Rollen pro Woche
“Wir fahren pro Woche durchschnittlich 15 Touren, das sind 300 Rollen”, so Behrens. Damit ist gut ein Drittel seiner aus zehn Sattelzügen bestehenden Flotte allein durch diesen Kunden ausgelastet. Aber auch die anderen Züge sind tagtäglich mit Papier, Zellstoff oder Holz in ganz Europa unterwegs. Bevorratet werden durchschnittlich 2200 t Papier. Im wahrsten Sinne des Wortes eine Menge Holz. Das Lager ist aber nicht nur so umfangreich dimensioniert, um mögliche Lieferengpässe zu überbrücken. Die Größe ist auch notwendig, weil sich Papier akklimatisieren muss. Temperatur und Feuchte des Papiers müssen exakt stimmen, damit die Maschinen es problemlos bedrucken können. Das braucht Zeit: Je nach Jahreszeit sind dafür zwischen zwei und sechs Wochen notwendig. Aus diesem Grund ist das Papierlager auch beheizt. Gemanagt wird das Papierlager von Martin Behrens persönlich. Der Unternehmer, der bis vor wenigen Jahren auch noch selbst gefahren ist, sorgt an diesem Morgen auch für das Entladen des Lkw und erledigt den gesamten Papierkram. Per Barcodescanner werden die neu eintreffenden Rollen in das System eingepflegt. So sind alle Beteiligten jederzeit über den aktuellen Lagerbestand exakt informiert.
Flexible Disposition
Bei der Terminierung der Lieferung hat Behrens im Rahmen der Notwendigkeiten freie Hand. Das gibt ihm Spielräume bei der Disposition seiner Fahrzeuge. Martin Behrens hat das 1939 gegründete Fuhrunternehmen 1992 mit zwei Fahrzeugen von seinen Eltern übernommen. Heute besteht die Flotte aus zehn Fahrzeugen, die trotz Krise gut ausgelastet sind. Gefahren wird überwiegend Papier, Zellstoff und Holz. Bei den Rücktouren befindet sich häufig palettierte Ware auf den Trailern.
Sensible Fracht
“Papier ist ein überaus sensibles Gut”, so Martin Behrens gegenüber NFM. Ein ruppiger Umgang mit Papierrollen hinterlässt jedes Mal bleibende und auf Dauer auch kostspielige Schäden. Wird beispielsweise die Rolle unvorsichtig mit der Ballenklammer des Gabelstaplers angesetzt und die Rolle etwas eingedrückt, landen einige 100 m Papier auf dem Müll. Damit verringert sich die Kapazität der Rolle und die Wechselzeiten an der Druckmaschine verkürzen sich. Grund genug für Behrens und sein Team, die klobigen und schweren Rollen mit Glacé-Handschuhen anzufassen. Das gilt auch für die “letzte Meile” bis an die Druckmaschine.
Zuverlässiges Equipment
Um die gestiegenen Anforderungen seiner Kunden zu erfüllen, setzt Behrens auf moderne Transporttechnik. Bis auf zwei Ausnahmen erfüllen die Sattelzugmaschinen bereits die Euro-5-Norm. Bei den Herstellern arbeitet Behrens mit Scania, Volvo und Schmitz Cargobull zusammen. Mit dem Trailerhersteller aus dem Münsterland, aber auch mit Scania verbindet ihn eine langjährige Partnerschaft. Bei den ziehenden Einheiten kommen überwiegend Tautlinerauflieger mit Schiebeverdeck, Sicherungskeilen und Joloda-Schienen zum Papierrollentransport zum Einsatz. Alle Fahrzeuge sind mit entsprechenden Ladungssicherungszertifikaten ausgestattet. “Vernünftiges Transport-Equipment ist aber nur die eine Seite der Medaille”, betont der Unternehmer. “Die andere, genauso wichtige Seite sind qualifizierte und motivierte Mitarbeiter!” Mit denen hat Behrens in den letzten 17 Jahren, in denen er das Unternehmen leitet, seine nicht immer positiven Erfahrungen gemacht. Aber er hat sich im Laufe der Jahre ein Team aufgebaut, auf das er sich verlassen kann und das sich seiner Verantwortung für die transportierte Ware, aber auch den Fuhrpark bewusst ist.
Soziale Verantwortung
Behrens: “Die Qualitätsanforderungen unserer Kunden sind sehr hoch. Ohne kompetente Mitarbeiter ist dieses Qualitätsniveau nicht realisierbar.” Damit das so bleibt, werden die Fahrer regelmäßig geschult. Fahrsicherheitstrainings, Kraftstoffspartraining, Umgang mit Gefahrgut…, all das wird bereits seit mehreren Jahren regelmäßig für die Fahrer arrangiert. In Sachen Bezahlung ist sich Behrens seiner Verantwortung ebenfalls bewusst. “Eine faire Bezahlung der eigenen Mitarbeiter hat auch etwas mit Würde zu tun!”
Eine gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten nicht immer selbstverständliche Einstellung. Aber eine Einstellung, die sich auf anderer Seite bezahlt macht. Die Fluktuation hält sich ebenso wie der Krankenstand in engen Grenzen. Martin Behrens kann sich auf seine Mitarbeiter verlassen.
Mit freundlicher Genehmigung.